Operationen am Fuß

„Hallux“ ist nicht gleich „Hallux“. „Hallux ist die lateinische Bezeichnung für die Großzehe. Dementsprechend gibt es im Wesentlichen drei unterschiedliche Erkrankungen. Der Hallux varus, bei dem die Großzehe von den übrigen abweicht ist sehr selten und dementsprechend werde ich die Therapie hier nicht besprechen.

Hallux valgus bezeichnet die Abweichung der Großzehe zu den anderen Zehen und ist eine Folge des Spreizfußes.

Ziel aller operativen Verfahren ist die Wiederherstellung der Biomechanik. Etwa 150 verschiedene Operationsmethoden sind beschrieben worden. Schon allein aus der großen Anzahl an Operationen ergibt sich, dass es „die“ Methode einfach nicht gibt.
Alle Operationen basieren jedoch auf 6 Grundprinzipien. Diese sind:

  • Reine Weichteilzügelungen, ggf. kombiniert mit einer Abtragung des Ballens (McBride, OP n. Schede)
  • Achskorrekturen am Grundglied der Großzehe (Akin-Osteotomie)
  • Teilentfernung des Großzehengrundgelenkes (OP n. Keller/Brandes, OP n. Mayo)
  • Osteotomien knapp am Gelenkskopf des 1. Metatarsale und verschieben desselben in Richtung des 2. Mittelfußknochens (OP n. Hohmann, Bösch, Chevron-OT….)
  • Osteotomien an der Basis des 1. Metatarsale und schwenken des Metatarsale in Richtung des 2. (OP n. Mann, Ludloff…)
  • Korrigierende Arthrodesen (Versteifung) des Grundgelenkes des 1. Metatarsale

Die Auswahl des Verfahrens richtet sich nach dem Grad der Fehlstellung, der Weichteil- & Hautverhältnissen, des Alters, dem Zustand des Großzehengrundgelenkes u. v. m.
Dazu ist, neben der klinischen Untersuchung vor allem ein Röntgenbild des Vorfußes in Belastung erforderlich, Der/Die Patient/in muss dabei mit dem Fuß auf der Röntgenplatte stehen und das Gewicht auf den zu röntgenisierenden Fuß verlagern. Anders ist eine genaue Beurteilung nicht möglich.

Die Operationen können in Regionalanästhesie (Einspritzen v. Lokalanästhetika hinder dem Innenknöchel und am Fußrücken oder in der Kniekehle, dadurch temporär Blockieren der Nervenhauptstränge) oder in Narkose erfolgen. Die Entlassung aus dem Krankenhaus ist entweder noch am Operationstag (tagesklinische Operation) oder am Folgetag. Die Mobilisierung erfolgt in Vollbelastung mit einem Schuh mit steifer Sohle. Krücken sind nicht erforderlich. Des Weiteren wird ein spezieller korrigierender Verband angelegt, der insges. 5 Wochen belassen und in dieser Zeit regelmäßig gewechselt werden muss. Da es sich dabei um einen Spezialverband handelt, kann er in der Regel nur von einem Facharzt f. Orthopädie oder in einer entsprechenden Spitalsambulanz gewechselt werden. Bei ausgedehnten Korrekturoperationen ist oft ein Abweichen von der o. angef. Nachbehandlung erforderlich und kann im Detail nur im persönlichen Gespräch erörtert werden.

Generell gehören die Vorfußoperationen zu den am meisten unterschätzten Operationen in der Orthopädie, und zwar sowohl von den Patienten als auch den Ärzten. Nur weil es sich in der Regel um eine „kleine“ Operation handelt, betrifft sie doch den Fuß, jenes Organ, das uns durchs Leben trägt. Eine postoperative Schonung ist daher nur selten lückenlos möglich was relativ lange anhaltende Folgezustände nach sich zieht. Insbesondere die Schwellung dauert nicht selten 4-6 Monate. Nur weil es heißt „Sie können ab sofort wieder normale Schuhe tragen“, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie ihre tragen können.

Ich wende u. a. folgende Operationstechniken an:

  • Operation nach Bösch

    Operation nach Bösch
    Operation nach Bösch

    Dabei handelt es sich um eine Osteotomie knapp am Gelenkskopf und wird in einem minimalinvasiven Verfahren durchgeführt. Die Osteotomie selbst wird mit einer Fräse durchgeführt und die Zehe mit einem Metalldraht geschient, der die Korrektur so lange erforderlich hält. Nach Ablauf der Zeit (in der Regel 4-5 Wochen), wird der Draht entfernt. Die kann in der Ordination und ohne neuerliche Anästhesie erfolgen.
    Der Vorteil der Operation ist die extrem kurze Operationszeit, besonders aber die außergewöhnliche Korrekturmöglichkeit, weswegen auch bei starken Fehlstellungen mit dieser Methode eine gipsfreie Nachbehandlung möglich ist. Der Nachteil liegt in der längerdauernden Ruhigstellung des Großzehengrundgelenkes, was zu einer postop. vorübergehenden Bewegungseinschränkung führt. Daher ist die Methode für bereits arthrotisch veränderte Verhältnisse nicht ideal.

  • Chevron-Osteotomie

    Chevron Osteotomie
    Chevron Osteotomie

    Ist sicher die am weitesten verbreitete Operationsmethode und gehört ebenfalls zur Gruppe 4 der sog. Subkapitalen Osteotomie. Dabei wird eine V-förmige Osteotomie verwendet und es erfolgt, wenn überhaupt, nur eine innere Fixierung mittels kurzem Draht (der ggf. ebenfalls, allerdings im OP in örtlicher Betäubung entfernt werden muss) oder Schraube. Der Vorteil besteht gegenüber der Methode nach Bösch in einer nicht so strengen Ruhigstellung des Großzehengrundgelenkes, ist aber nur für leichte bis mittlere Fehlstellungen geeignet.

  • Subkapitale Osteotomie

    subkapitale Osteotomie, Halcor-Platte
    subkapitale Osteotomie, Halcor-Platte

    Innere Fixierung mittels HALCOR©-Platte
    Vereint die Vorteile der beiden oben genannten Methoden, nämlich die sehr große Korrekturmöglichkeit mit der auch im Verband erhaltenen Beweglichkeit im Großzehengrundgelenk.

Andere Vorfußoperationen:

  1. Weil-Osteotomie: Operation an den kleinen Mittelfußknochen. Die Osteotomie wird Parallel zur Fußsohle durchgeführt mit dem Ziel, den Knochen zu verkürzen. Kommt bei der sog. Metatarsalgie zum Einsatz, dem Überlastungsschmerz in der Mitte der Vorfußsohle bei Spreizfuß
  2. Hammerzehe: die Operation besteht in der Regel in einer Teilentfernung des 1. Zehengelenkes mit oder ohne Schienung mit einem Draht